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Parkinson-Expertenchat
24.08.2021

Leben mit Parkinson

Die Liste der prominenten Parkinson-Patienten ist lang: Der kanadische Schauspieler Michael J. Fox, der dreifache Weltmeister im Schwergewichtsboxen Muhammad Ali, der deutsche TV-Showmaster Frank Elstner – um nur einige Beispiele zu nennen.

Aber was ist Parkinson eigentlich? Wie zeigt sich die Erkrankung, was hilft gegen die Symptome und wie sieht der Alltag von Betroffenen aus? Wir geben einen Überblick.

Was versteht man unter Parkinson?

Die Parkinson-Krankheit, auch unter den Begriffen Parkinson-Syndrom oder Schüttellähmung bekannt, ist eine Erkrankung des Gehirns.

Der medizinische Fachbegriff lautet Morbus Parkinson. Benannt wurde sie nach dem englischen Arzt Dr. James Parkinson, der diese Form der Bewegungsstörung 1817 erstmals beschrieben hat. Parkinson gehört zu den häufigsten Erkrankungen des Nervensystems, allein in Deutschland sind mehr als 250.000 Menschen betroffen – Männer und Frauen etwa gleich oft.

Die Ursache ist in den meisten Fällen unbekannt. Parkinson ist nicht heilbar, die Erkrankung schreitet allerdings meist langsam voran, sodass Betroffene noch lange nach der Diagnosestellung ein selbstständiges Leben führen können.

Welche Ursachen gibt es?

Je nachdem, welche Ursache zugrunde liegt, werden verschiedene Formen von Parkinson unterschieden. Ist die Ursache unbekannt, spricht man von idiopathischem Parkinson. Diese mit 75 Prozent der Fälle häufigste Form der Erkrankung wird auch „echtes Parkinson“ genannt.

Beim idiopathischen Parkinson sterben aus bislang ungeklärten Gründen in einer bestimmten Hirnregion, der Substantia nigra (aus dem Lateinischen: „schwarze Substanz“) Nervenzellen ab, die den Botenstoff Dopamin produzieren. Dopamin ist wichtig für die Steuerung von Bewegungsabläufen.

Durch das Absterben der Zellen sinkt der Dopaminspiegel im Gehirn immer weiter ab, es kommt zu einem Mangel. Das kann lange unbemerkt bleiben. Sind etwa 60 Prozent dieser Nervenzellen abgestorben, macht sich der Dopaminmangel bemerkbar. Es kommt zu den für Parkinson typischen Veränderungen in den Bewegungsabläufen.

Weitere Formen von Parkinson

Beim sekundären Parkinson-Syndrom ist die Ursache für die Symptome eindeutig erkennbar. Sie werden zum Beispiel durch bestimmte Medikamente, die die Dopaminbildung hemmen, oder andere vorliegende Erkrankungen wie beispielsweise Hirntumore oder Verletzungen des Gehirns ausgelöst.

Von atypischem Parkinson spricht man, wenn die Symptome im Rahmen von anderen Erkrankungen auftreten, bei denen fortschreitend Nervenzellen im Gehirn absterben. Die Zellen sterben dann nicht nur in der Substantia nigra ab, sondern auch in anderen Hirnregionen. Zusätzlich zu den typischen Parkinson-Symptomen treten weitere Beschwerden auf.

Welche Symptome sind typisch für Parkinson?

Eine Parkinson-Erkrankung wird meist erst im höheren Lebensalter entdeckt, meist in einem Alter von etwa 60 Jahren. Anzeichen können sich aber schon lange vor der Diagnose zeigen, wobei diese Anzeichen, beispielsweise ein verändertes Schriftbild durch zittrige Hände, häufig als Alterserscheinungen angesehen und nicht mit einer Erkrankung in Verbindung gebracht werden. Folgende Symptome sind typisch für das Parkinson-Syndrom:

Veränderungen in den Bewegungsabläufen

Bei Parkinson kommt es zu einer Verlangsamung der Bewegungen (Bradykinese): Betroffene laufen zum Beispiel unnatürlich langsam in sehr kleinen Schritten. Im weiteren Verlauf können sich die Bewegungen so verlangsamen, dass es zu einer Bewegungsarmut (Hypokinese) bis hin zur Bewegungslosigkeit (Akinese) kommt.

Die Bewegungen können außerdem plötzlich blockiert werden und buchstäblich „einfrieren“. Mediziner bezeichnen diese plötzliche Blockade als „Freezing“ (aus dem Englischen: „einfrieren"). Auch die Beweglichkeit der Gesichtsmuskeln nimmt ab, sodass das Gesicht maskenartig erscheint.

Steife Muskeln (Rigor)

Die Muskelkraft bleibt bei Parkinson weitestgehend erhalten, es treten keine Lähmungen auf. Allerdings können die Muskeln, vor allem in den Armen, Beinen und im Hals, dauerhaft steif und angespannt sein – auch im Ruhezustand. Diese übermäßige Anspannung verursacht Schmerzen.

Zittern (Tremor)

Das wohl bekannteste Symptom der Parkinson-Krankheit ist das charakteristische Zittern, meist der Hände. Es tritt in Ruhe auf (Ruhe-Tremor) und lässt bei Bewegung nach.

Weitere Symptome

Bei Parkinson können außerdem Gleichgewichtsstörungen, Blasen- und Verdauungsstörungen, Schlafstörungen, geistige Beeinträchtigungen bis hin zur Demenz sowie Depressionen auftreten.

Diagnose: Wie wird die Parkinson-Krankheit festgestellt?

Die medizinische Fachrichtung, die sich mit Erkrankungen des Nervensystems befasst, ist die Neurologie. Wenn Sie also eins der genannten Symptome an sich oder Angehörigen bemerken, sollten Sie eine Ärztin oder einen Arzt aus diesem Fachgebiet aufsuchen.

Bei einem ausführlichen Arztgespräch (Anamnese) werden zunächst die Krankheitsgeschichte und Symptome der Betroffenen ermittelt. Um andere Erkrankungen als Ursache für die Beschwerden auszuschließen und den Verdacht auf Parkinson zu bestätigen, folgen unterschiedliche körperliche und neurologische Untersuchungen.

Behandlung

Da die Erkrankung sehr unterschiedlich verlaufen kann, muss die Therapie von Parkinson individuell auf die Betroffenen zugeschnitten werden. Im Frühstadium kann es sein, dass sich kaum Symptome zeigen oder diese nur sehr leicht ausgeprägt sind, sodass zunächst keine Behandlung notwendig ist. Nehmen die Beschwerden zu oder werden stärker, stehen verschiedene Therapiemöglichkeiten zur Verfügung. Hier ein erster Überblick.

Medikamentöse Behandlung

Es können Medikamente zum Einsatz kommen, die hauptsächlich dafür sorgen sollen, den Dopaminmangel im Gehirn auszugleichen. Dadurch können die Beschwerden abgemildert werden. Allerdings können Medikamente das Fortschreiten der Erkrankung nicht verhindern, sodass ihre Wirkung mit der Zeit nicht mehr ausreicht. Art und Dosierung müssen daher immer wieder angepasst werden. Dabei kann eine Medikamentenpumpe hilfreich sein, die den Wirkstoff entweder unter die Haut oder direkt in den Dünndarm abgibt.

Tiefe Hirnstimulation

Die tiefe Hirnstimulation (Deep Brain Stimulation, DBS) ist ein neurochirurgischer Eingriff, bei dem Elektroden in bestimmte Bereiche des Gehirns eingesetzt werden. Die Elektroden geben kontinuierlich elektrische Reize ab, die die Aktivität der Nervenzellen beeinflussen. Das kann insbesondere für Patientinnen und Patienten sinnvoll sein, bei denen die Gabe von Medikamenten nicht zu einer Verbesserung der Beschwerden führt.

Nicht medikamentöse Behandlung

Weitere wichtige Bestandteile der Parkinsonbehandlung zielen auf die Verbesserung von Bewegungsabläufen und der Sprachfähigkeit ab. Zu den Maßnahmen gehören zum Beispiel die Physiotherapie, Logopädie und Ergotherapie.

Leben und Alltag mit Parkinson

Während im Frühstadium die Beschwerden durch Medikamente deutlich verbessert werden können, lässt deren Wirkung bei Fortschreiten der Erkrankung zunehmend nach. Bewegungsarmut, Muskelsteifheit und Zittern nehmen zu. Das passiert meist schleichend, wirkt sich jedoch deutlich auf den Alltag der Betroffenen aus.

Durch das Zittern in den Händen wird die Schrift undeutlich. Auch Tätigkeiten, die etwas Geschick erfordern, wie etwa das Zubinden von Schuhen, fallen schwerer. Für betroffene Ärztinnen und Ärzte, die regelmäßig chirurgische Eingriffe durchführen müssen, kann das bedeuten, dass sie sich innerhalb ihres Berufs neu aufstellen und sich andere Betätigungsfelder suchen müssen.

Im weiteren Verlauf der Erkrankung kommen Schwierigkeiten beim Schlucken hinzu, das Sprechen wird leise und monoton. Betroffene benötigen dann zunehmend Unterstützung bei der Bewältigung vieler Alltagsaktivitäten.

Unterstützung für Menschen mit Parkinson

Für Menschen mit Parkinson ist es wichtig, die eigenen Grenzen zu kennen und dennoch so gut und so lange wie möglich selbstständig und aktiv zu bleiben. Die INTER Versicherungsgruppe bietet über den Bereich Gesundheitsmanagement weitere Informationen und Unterstützung zum Thema an.


Quellen:

www.gesundheitsinformation.de/parkinson.html

www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org/neurologie/erkrankungen/parkinson-syndrom/was-ist-das-parkinson-syndrom/

www.parkinson-gesellschaft.de/die-dpg/morbus-parkinson.html

www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/030-010k_S3_Parkinson_Syndrome_Idiopathisch_2016-06-abgelaufen.pdf

www.netdoktor.de/krankheiten/parkinson/

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