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Medienkonsum
26.04.2022

Medienkonsum: Weniger Zeit vor dem Bildschirm

Ob Nachrichten, Chats oder Informationssuche: Große Teile unseres Lebens finden inzwischen online statt. Das Unterhaltungsprogramm flimmert für viele über den Bildschirm.

Die Corona-Pandemie hat uns gezeigt, wie einfach es ist, soziale Kontakte weitgehend online zu pflegen und sich auch auf Distanz verbunden zu fühlen. Keinerlei Medien zu konsumieren ist in unserer heutigen Gesellschaft so gut wie unvorstellbar.

Ein totaler Verzicht ist aber auch gar nicht notwendig. Es gibt Möglichkeiten, den Medienkonsum einzuschränken, ohne sich gleich komplett aus der Gesellschaft zurückzuziehen.

Viel Zeit im Netz, weniger Lebensqualität

Im Oktober 2020 befragte das Meinungsforschungsinstitut Forsa im Auftrag der Techniker Krankenkasse (TK) insgesamt 1.250 deutschsprachige Personen ab 18 Jahren.

Es ging um ihre Gewohnheiten im Umgang mit dem Internet im Privatleben und am Arbeitsplatz. Das Ergebnis: Drei Viertel der Befragten (76 Prozent) gab an, in ihrer Freizeit mehrmals täglich oder fast immer online zu sein.

Mehr als die Hälfte der Teilnehmenden (60 Prozent) verbringe dabei täglich zwischen einer und fünf Stunden online.

Beim exzessiven Medienkonsum geht nicht nur Zeit, sondern auch Lebensqualität verloren. Jene Befragten, die täglich mindestens fünf Stunden oder länger das Internet nutzten, litten mit 38 Prozent deutlich häufiger unter Nervosität oder zeigten Zeichen einer Depression (40 Prozent).

Im Vergleich dazu waren die Zahlen unter jenen mit unter einer Stunde Medienkonsum pro Tag deutlich niedriger: Hier gaben 19 Prozent an, nervös zu sein. Als depressiv schätzten sich 16 Prozent ein.

Außerdem gaben 62 Prozent der Befragten an, dass Muskelverspannungen, wie zum Beispiel Nacken- oder Rückenschmerzen ein Problem für sie darstellten. Immerhin: 87 Prozent der Teilnehmenden versuchten nach eigenen Angaben bereits, möglichst wenig Zeit im Internet zu verbringen.

Geht es Ihnen genauso? Dann können Ihnen folgende Tipps vielleicht helfen.

Beobachten: Wie sieht mein Medienkonsum aus?

Wenn man etwas verändern möchte, passiert es schnell, dass man sich zu viel vornimmt. So kann man die Pläne vieler Menschen hinsichtlich ihres Medienkonsum durchaus mit denen vor einer Diät vergleichen.

Aber wie bei einer Ernährungsumstellung funktioniert auch ein Umdenken in Sachen Medienkonsum nicht von null auf hundert. Um Frust zu vermeiden, lohnt es sich, erst einmal in eine möglichst neutrale Beobachterposition zu kommen.

Machen Sie eine Bestandsaufnahme: Welche Medien nutzen Sie und wann? Wie oft greifen Sie zu Ihrem Smartphone? Wie oft lassen Sie sich von TV oder Streamingdiensten berieseln? Belastet Sie das? Stört es Ihr Umfeld? Es klingt paradox, aber auch für diesen Prozess gibt es Unterstützung aus der digitalen Welt.

Für Smartphones gibt es inzwischen eine ganze Reihe (auch kostenfreie) Apps wie „Quality Time“, „Offtime“ und „Forest“. Sie können dabei helfen, das eigene Nutzungsverhalten zu reflektieren. Die Apps besitzen außerdem die Möglichkeit, bestimmte Funktionen zeitweise zu deaktivieren und Smartphone-Pausen einzulegen.

Was bedeutet eigentlich …?

FOMO: Dabei handelt sich um die Kurzform des englischen Ausdrucks „Fear of missing out“. Übersetzt bedeutet das „Angst, etwas, zu verpassen“.

Diese Angst, dass irgendwo just in diesem Moment ein spannendes oder interessantes Ereignis stattfinden könnte, bei dem wir nicht dabei sind, wird häufig von Beiträgen in den Sozialen Medien erzeugt. Sie kann uns dazu verleiten, ständig online zu sein, unzählige Male am Tag E-Mails oder sonstige Nachrichten zu checken und auf Antworten oder Likes zu warten.

Doomscrolling: Der Begriff ist eine Wortneuschöpfung aus dem englischen Begriff „doom“ (Untergang, Verderben) und dem eingedeutschten Wort „Scrollen", welches umgangssprachlich für das stundenlange Durchstöbern unterschiedlicher Internetseiten verwendet wird.

Doomscrolling beschreibt den exzessiven Konsum negativer Nachrichten im Internet.

Digital Detox: Abgeleitet vom englischen Begriff „Detox“, also „Entgiftung“ ist diese Wortschöpfung die Bezeichnung einer Art „Mediendiät“.

Es geht um einen festgelegten Zeitraum, in dem bewusst auf Medienkonsum verzichtet oder dieser auf ein Minimum heruntergefahren wird.

Tipps zum Um- und Abschalten

Jede Gewohnheit, die Sie dauerhaft einführen wollen, benötigt eine gewisse Planung und Vorbereitung. Dann fällt es leichter, sie auch im Alltag umzusetzen. Die folgenden Tipps können Ihnen dabei helfen, Ihr Medienverhalten nachhaltig zu verändern.

Grundsatzfragen

Machen Sie sich vorher klar, was Sie erreichen möchten und womit Sie sich wohlfühlen.

  • Welche Medien wollen Sie weniger konsumieren?
  • Was sind die Alternativen, bzw. brauchen Sie welche?
  • Wie stellen Sie sicher, dass Sie mit Ihren Kontakten ausreichend verbunden bleiben?

Wenn Sie diese Fragen beantwortet haben, stellen Sie klare Regeln auf, die Sie auch realistischerweise einhalten können. Wenn Sie dann den einen oder anderen Aussetzer haben, bleiben Sie gelassen.

Hilfreich ist es, Ihr Umfeld zu informieren, damit es in Sachen Kommunikation nicht zu Missverständnissen kommt.

Analoge Alternativen schaffen

In vielen alltäglichen Bereichen nutzen wir inzwischen digitale Helferlein. Sie wecken uns, beantworten Suchanfragen, weisen uns den Weg im Auto oder schaffen Unterhaltung im Abendprogramm.

Viele davon könnten wir durch analoge Alternativen ersetzen. Das kann der klassische Wecker sein, die gute alte Straßenkarte oder das Lexikon in Buchform. Anfangs ist das vielleicht etwas mühsam, aber es wird schon gehen.

Es hat ja schließlich auch lange Jahre vor der Erfindung von Smartphone, Internet oder Navi funktioniert. Vielleicht können Sie statt zur Fernbedienung abends auch öfter zum Buch oder zu einer Zeitschrift greifen.

Freie Zonen schaffen

Legen Sie Zeiten und Orte fest, in denen Sie bewusst auf die Ablenkung von Smartphone, Laptop und Co. verzichten.

Zum Beispiel können Sie das Schlafzimmer bildschirmfrei gestalten. Das ist auch nachweislich besser für den Schlaf. Denn das Licht von Handy, mobilem Rechner und Fernseher besitzt einen hohen Blauanteil. Dieses hemmt die Ausschüttung von Melatonin, dem Schlafhormon, das uns bei Dunkelheit müde werden lässt.

Besser: Nutzen Sie die Geräte nur bis etwa zwei Stunden vor dem Zubettgehen.

Dehnen Sie diese digitalen Freiräume in weitere Bereiche aus:

  • Müssen Sie wirklich mit dem Smartphone in der Hand spazieren gehen?
  • Muss das Telefon im Restaurant mit auf dem Tisch liegen?

Ein Treffen mit Freunden oder der Familie ist so viel schöner, wenn es in Echtzeit stattfindet. Wenn uns ein Mensch, den wir mögen, ein echtes Lächeln schenkt, ist das doch ein Moment, den wir wirklich nicht verpassen sollten – schon gar nicht, weil wir stattdessen auf den Bildschirm blicken.

INTER Gesundheitsservice: Wir sind für Sie da!

Die INTER Versicherungsgruppe bietet eine Reihe von Gesundheitsprogrammen an. Weitere Informationen zu den Programmen und Kooperationspartnern finden Sie in unserem Gesundheitsservice.

 

Quellen:

www.aerzteblatt.de/nachrichten/121258/Medienkonsum-Die-Dosis-macht-das-Gift

www.tk.de/resource/blob/2099616/630d3a2e429edc359f15fd8225dcd45c/studie-schalt-mal-ab-2021-data.pdf

www.wiwo.de/erfolg/fear-of-missing-out-woher-diese-angst-kommt-und-wie-wir-sie-besiegen-koennen/20020716.html

www.sueddeutsche.de/leben/digital-detox-sieben-tipps-zur-digitalen-entgiftung-1.3754567

praxistipps.chip.de/digital-detox-definition-tipps-zur-digitalen-entgiftung_124995

www.spektrum.de/news/doomscrolling-suechtig-nach-schlechten-nachrichten/2005048

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