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Unvertraeglichkeit
11.01.2022

Nahrungsmittelunverträglichkeit: Wenn Essen krank macht

Essen ist mehr als bloße Nahrungsaufnahme. Es soll uns im besten Fall nicht nur satt, sondern auch glücklich machen und uns im wahrsten Sinne guttun. Aber bei einer Nahrungsmittelunverträglichkeit oder auch -intoleranz ist das Gegenteil der Fall.

Statt Genuss bringen bestimmte Lebensmittel dann Beschwerden wie Bauchschmerzen, Blähungen oder Durchfall mit sich.

Was ist eine Nahrungsmittelunverträglichkeit?

Im Grunde ist der Begriff „Unverträglichkeit“ ungenau. Der Überbegriff steht für unterschiedliche unerwünschte Reaktionen auf Nahrungsmittel, aufgrund von teils unterschiedlichen Ursachen.

Meist kann der Darm bestimmte Bestandteile aus der Nahrung nicht richtig verdauen oder verwerten – zum Beispiel, weil dafür notwendige Werkzeuge wie Enzyme fehlen.

In der Folge kommt es zu Beschwerden wie Blähungen, Krämpfen, Durchfall oder Verstopfung.

Unverträglichkeit vs. Allergie: Was ist der Unterschied?

Auf den ersten Blick ist es oft nicht einfach, eine echte Allergie von einer Unverträglichkeit zu unterscheiden – vor allem, wenn ähnliche Beschwerden auftreten. Die dahinterliegenden Prozesse, bzw. Ursachen sind aber andere.

Bei einer Allergie reagiert das Immunsystem auf Eiweiße in der Nahrung. Die sind eigentlich harmlos, das Immunsystem von Allergikern bildet aber fälschlicherweise Antikörper dagegen und löst damit eine Immunreaktion aus.

Es kommt zu typischen Beschwerden wie Hautausschlag, Schwellungen im Mund, Übelkeit und Durchfall. Die Symptome treten in der Regel sofort nach dem Verzehr des allergieauslösenden Lebensmittels auf. Schon kleine Mengen können zu sehr heftigen Reaktionen führen.

Bei einer Nahrungsmittelintoleranz kann es sein, dass die Symptome erst einige Stunden nach dem Essen auftreten – wenn der Körper bereits mitten im Verdauungsprozess ist – und kleine Mengen des betroffenen Lebensmittels trotz festgestellter Intoleranz vertragen werden.

Welche Arten von Unverträglichkeiten gibt es?

Wenn wir über Unverträglichkeiten sprechen, denken wir oft an bestimmte Lebensmittel wie Obst oder Produkte mit Anteilen von Milch und / oder Weizenmehl. Genauer kann man eine Unverträglichkeit aber anhand des Reaktionsmechanismus unterscheiden, also anhand der Vorgänge, die sich im Körper abspielen.

Zum Beispiel kann es sein, dass der Körper bestimmte Kohlenhydrate nicht verwerten kann. Eine solche Kohlenhydrat-Verwertungsstörung ist zum Beispiel die Laktoseintoleranz oder die Fructose-Malabsorption.

Darüber hinaus kann auch eine Autoimmunerkrankung für die Beschwerden verantwortlich sein, zum Beispiel eine Zöliakie (Glutenunverträglichkeit). Dabei richtet sich das Immunsystem fälschlicherweise gegen körpereigenes Gewebe.

Im Folgenden finden Sie eine Übersicht über die gängigsten Nahrungsmittelintoleranzen.

Laktoseintoleranz

Bei der Laktoseintoleranz fehlt dem Körper ein bestimmtes Enzym, die Laktase, bzw. es ist nicht in ausreichender Menge vorhanden.

Wir brauchen die Laktase, um im Dünndarm die in der Milch enthaltenen Kohlenhydrate in Form von Milchzucker in ihre Bestandteile zu zerlegen und somit verwertbar zu machen.

Menschen mit einer Laktoseintoleranz können den Milchzucker nicht mehr oder nicht mehr ausreichend verdauen und reagieren mit Bauchschmerzen, Blähungen oder Durchfall auf den Verzehr von Milchprodukten.

Fruktose-Malabsorption

Fruktose, oder auch Fruchtzucker, ist in unterschiedlicher Menge in Obst und Gemüse enthalten.

Normalerweise wird Fruchtzucker von den Zellen im Dünndarm vollständig aufgenommen und gelangt mit Hilfe eines Transportsystems (dem Transportprotein GLUT-5) direkt ins Blut.

Bei einer sogenannten Fruktose-Malabsorption ist dieses Transportsystem gestört, sodass die Fruktose fälschlicherweise in den Dickdarm gelangt und dort von Bakterien abgebaut wird. Es kommt zu Beschwerden ähnlich denen einer Laktoseintoleranz.

Zöliakie (Glutenunverträglichkeit)

Die Zöliakie, die umgangssprachlich eher als Glutenunverträglichkeit bekannt ist, ist eine chronische Erkrankung, bei der es nach dem Verzehr von glutenhaltigen Lebensmitteln zu unterschiedlichen Beschwerden kommt. Gluten ist ein sogenanntes Klebereiweiß.

Es ist in heimischen Getreidesorten wie Weizen, Roggen, Gerste, Hafer, Dinkel, Grünkern und Emmer enthalten und gibt Teigwaren die typische Konsistenz. Bei einer Zöliakie löst die Aufnahme von Gluten Entzündungsprozesse in der Darmschleimhaut aus, wodurch der Körper im weiteren Verlauf der Erkrankung nicht mehr ausreichend Nährstoffe aufnehmen kann.

Zu den Beschwerden gehören Bauchschmerzen, Durchfall, Verstopfung und Blähungen, aber auch Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust sowie Müdigkeit durch langanhaltenden Nährstoffmangel. Betroffene müssen eine strikte glutenfreie Ernährung einhalten.

Kontrovers diskutiert wird bislang noch, ob es sich bei der häufig vermuteten Glutensensivität um ein eigenständiges Krankheitsbild handelt. Dabei soll der Genuss von glutenhaltigen Lebensmitteln Beschwerden auslösen, obwohl eindeutig keine Zöliakie vorliegt.

Betroffenen wird häufig geraden, Gluten „einfach wegzulassen“. Bislang gibt es aber keine eindeutigen Hinweise darauf, dass das sinnvoll ist.

Histaminunverträglichkeit

Dabei reagiert der Körper mit Beschwerden auf größere Mengen des biogenen Amins Histamin.

Biogene Amine sind Substanzen, die im Körper wichtige Funktionen erfüllen. Zum Beispiel regulieren sie den Blutdruck, regen die Produktion von Magensaft und die Darmbewegung an. Nachdem sie ihre Aufgabe im Körper erledigt haben, werden die biogenen Amine im Dünndarm abgebaut.

Histamin ist natürlicherweise in gereiften und fermentierten Lebensmitteln wie reifem Käse, Räucherwaren und Wein enthalten.

Bei einer Unverträglichkeit kann es zu Symptomen wie Hautrötungen und Juckreiz kommen. Auch Übelkeit bis hin zu Erbrechen, Durchfall, Magenkrämpfe, Herzrasen, Schwindel und Kopfschmerzen sind möglich.

Wie wird eine Nahrungsmittelunverträglichkeit festgestellt?

Wenn Sie den Verdacht haben, unter einer Nahrungsmittelintoleranz zu leiden, werden Sie zunächst im Rahmen eines ärztlichen Anamnesegesprächs zu Ihren Lebensumständen und Ernährungsgewohnheiten befragt: Was haben Sie gegessen und getrunken? Welche Beschwerden traten wann auf?

Es ist hilfreich, wenn Sie über einen längeren Zeitraum Ihre Ernährung und die Beschwerden dokumentieren, zum Beispiel in einem Tagebuch. So können Sie die Zusammenhänge noch deutlicher sichtbar machen. Das ist vor allem bei Verdacht auf eine Histamin-Intoleranz sinnvoll, denn es gibt bislang kein Testverfahren, das diese eindeutig nachweisen kann.

Wird der Verdacht konkreter, stehen in der Folge spezielle Tests an, um eine Intoleranz zu bestätigen oder auszuschließen. Bei Verdacht auf Laktoseintoleranz oder Fruktose-Malabsorption kann der Wasserstoff-Atemtest (H2-Atemtest) Aufschluss geben. Dabei wird eine Lösung aus Wasser und Fruktose oder Laktose getrunken und im Anschluss der Wasserstoffgehalt in der Atemluft analysiert. Werden Laktose oder Fruktose aufgrund der Intoleranz nicht im Dünndarm aufgenommen und gelangen fälschlicherweise in den Dickdarm, werden sie dort von Bakterien abgebaut. Diese produzieren dabei Wasserstoff.

Eine Zöliakie wird mittels einer Antikörperbestimmung und einer Magenspiegelung, bei der Gewebeproben aus dem Zwölffingerdarm entnommen werden, festgestellt.

Wie wird eine Nahrungsmittelunverträglichkeit behandelt?

In den meisten Fällen ist bei einer Nahrungsmittelunverträglichkeit eine Ernährungsumstellung notwendig. Damit diese nicht nur aus Verzicht auf bestimmte Lebensmittel besteht, sondern ausgewogen bleibt, ist eine ausführliche und individuelle Ernährungsberatung wichtig.

Dabei geht es darum, die Lebensmittel zu identifizieren, die die beschwerdeauslösenden Inhaltsstoffe enthalten, Alternativen zu finden und auf eine ausreichende Versorgung mit wichtigen Nährstoffen zu achten.

Für wen lohnen sich „Frei-von-Produkte“

Von laktosefreier Milch bis hin zu glutenfreien Nudeln: Im Handel gibt es inzwischen eine ganze Reihe an Produkten, die damit werben, laktose- und/oder glutenfrei zu sein.

Für Menschen mit einer medizinisch festgestellten Unverträglichkeit sind sie sicherlich nützlich und eröffnen Genussmöglichkeit, wo bislang eher Verzicht angeraten war.

Für gesunde Verbraucher haben sie allerdings keine Vorteile. Im Gegenteil: Sie sind oft häufig teurer als herkömmliche Produkte und schränken die Lebensmittelauswahl unnötig ein.

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Quellen:

https://www.ecarf.org/info-portal/allgemeine-allergie-infos/nahrungsmittel-intoleranzen/

https://www.daab.de/ernaehrung/nahrungsmittel-unvertraeglichkeit/was-ist-das/

https://www.daab.de/ernaehrung/nahrungsmittel-unvertraeglichkeit/laktose/laktose-unvertraeglichkeit/

https://www.daab.de/ernaehrung/nahrungsmittel-unvertraeglichkeit/fruktose-nein-danke/

https://www.daab.de/ernaehrung/nahrungsmittel-unvertraeglichkeit/gluten-unter-verdacht/

https://flexikon.doccheck.com/de/Glutensensitivit%C3%A4t

https://www.daab.de/ernaehrung/nahrungsmittel-unvertraeglichkeit/histamin-unvertraeglichkeit/

https://www.gesundheitsinformation.de/nahrungsmittelallergie-diagnose-und-behandlung.html

https://www.dzg-online.de/was-ist-zoeliakie

https://www.dzg-online.de/system/files/2022-01/2021_diagnostik_erwachsene_web.pdf

 

 

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