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01.07.2025

Gesetzlich oder privat? Dein Guide zur Krankenversicherung in Deutschland

Wenn du gerade ins Berufsleben startest oder dich selbstständig machst, stolperst du früher oder später über die Frage: gesetzlich oder privat? Sie bezieht sich darauf, wie du dich krankenversichern möchtest. Im Regelfall ist man bis zum Start der eignen Karriere bei den Eltern mitversichert. Und die Frage hat sich deswegen vorher nie gestellt. 

Aber was genau bedeutet das eigentlich? Und warum entscheiden sich manche (die es können) für die private Krankenversicherung – während andere lieber in der gesetzlichen Krankenversicherung  bleiben (auch wenn sie wechseln dürften)?

Hier kommt dein Überblick – verständlich und auf den Punkt.

1. Welche Versicherungssysteme gibt es?

Die gesetzliche Krankenversicherung kurz GKV

Für den Großteil der Menschen ist die Krankenversicherung in Deutschland Pflicht. Jeder mit einem dauerhaften Wohnsitz in Deutschland muss sich krankenversichern, unabhängig davon, ob und wie er "arbeitet". Wenn er einem sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnis nachgeht, wird er durch seinen Arbeitgeber angemeldet und zahlt in die Sozialversicherungen ein. Die Beiträge für die gesetzliche Krankenversicherung beispielsweise richten sich nach deinem Einkommen. Aktuell liegen sie bei ca. 14–16 %, die aber auf deinen Arbeitgeber und dich aufgeteilt werden.

Die gesetzliche Krankenkasse bietet eine sogenannte "Familienversicherung". Das bedeutet, Ehepartner und Kinder können mitversichert werden, sofern sie über kein eigenes Einkommen verfügen. Der Begriff Einkommen umfasst dabei alles, auch Renten oder Mieteinnahmen. Es kommt also nicht darauf an, ob die betroffnen Angehörigen selbst arbeiten. 

Die Leistungen der gesetzlichen Krankenkasse sind weitgehend standardisiert und durch den Gesetzgeber geregelt. Das heißt, er bestimmt, was von der GKV übernommen werden darf und was nicht. Nachzulesen im fünften Kapitel des Sozialgesetzbuch (SGB V). 

Eine Versicherung bei der gesetzlichen Krankenkasse ist typisch für:
Angestellte unterhalb der Versicherungspflichtgrenze, Renter, die meisten Studierenden, Azubis und Arbeitslose.

 

Die private Krankenversicherung kurz PKV

Eine private Krankenversicherung wird in der Regel von einem privatwirtschaftlich tätigen Versicherungsunternehmen angeboten und kann nur unter bestimmten Voraussetzungen abgeschlossen werden. Der Beitrag ist einkommensunabhängig und hängt vom Eintrittsalter, dem Gesundheitszustand beim Abschluss und dem gewünschten Leistungsumfang ab.

Die Leistungen werden individuell vereinbart und liegen oft über dem GKV-Niveau. Außerdem gibt es keine Leistungsbeschränkungen oder -kürzungen wie es in der GKV vorkommen kann. Einmal abgeschlossen, gilt der Vertrag und die vereinbarten Leistungen. Dafür muss bei der privaten Absicherung jedes Familienmitglied durch einen eigenen Vertrag versichert werden. Es gibt bspw. keine Möglichkeit sich selbst und seine Kinder in einem Vertrag zu versichern.

Die PKV schließen typischerweise Selbstständige, Beamte, gutverdienende Angestellte (über der Versicherungspflichtgrenze) ab.

 

2. Wer darf sich privat versichern?

Du kannst in die private Krankenversicherung wechseln, wenn du:

  • angestellt bist und über die Jahresarbeitsentgeltgrenze (2025: 69.300 € brutto/Jahr) verdienst,
  • selbstständig oder freiberuflich arbeitest,
  • Beamter oder Beamtin bist,
  • studierst und dich zu Beginn des Studiums von der GKV-Pflicht befreien lässt.

Wichtig: Wer einmal privat ist, kommt nur unter bestimmten Voraussetzungen zurück in die GKV. Welche das sind, dazu sollte man sich vorab beraten lassen, wenn man sich nicht sicher ist, ob man sich langfristig für eines der beiden Systeme entscheiden kann und möchte. 

3. Warum entscheiden sich viele gegen die PKV, wenn die Leistung doch viel besser ist?

Auch wenn die private Krankenversicherung viele Vorteile bietet (z. B. freie Arztwahl, bessere Leistungen, kürzere Wartezeiten), gibt es ein paar typische Ängste, die viele zögern lassen:

 „Was ist, wenn ich im Alter arm bin?“

Die Beiträge steigen in der Regel mit dem Alter. Das liegt unter anderem daran, dass man als privat Versicherter immer von der medizinischen Innovation profitiert - also auf dem neuesten Stand der Medizin behandelt wird. Und der medizinische Fortschritt kostet Geld für Forschung und Entwicklung. Damit muss man rechnen. Viele fürchten, sich die PKV im Rentenalter deswegen nicht mehr leisten zu können. ABER: Bei modernen Tarifen werden Altersrückstellungen mit einkalkuliert. Es gibt auch sogenannte "Beitragsentlastungstarife", die Beitragssteigerungen bis zu einem gewissen Grad auffangen können – vorausgesetzt, man plant diese ein und sieht eine private Absicherung nicht als Möglichkeit bei seiner Krankenversicherung zu sparen.

 

 „Ich habe Vorerkrankungen – da nimmt mich eh keiner!“

Die PKV prüft deine Gesundheit vor Vertragsabschluss. Ja, Vorerkrankungen können den Beitrag erhöhen oder zu Ausschlüssen führen. Aber: Es gibt Beratung und auch verschiedene Tarife – du solltest dich nicht vorschnell selbst ausschließen.

 

 „Ich will mal Familie – das wird doch teuer!“

Stimmt nicht unbedingt. Ja, im Gegensatz zur PKV besteht bei der GKV die Möglichkeit Familie mitzuversichern. Dennoch, die Familie mit einem Hauptverdienst und einem Partner, der kein eigenes Einkommen und dazu den Kindern, ist heute nicht mehr das Standardmodell. Vielfach gehen beide Eltern arbeiten und haben Einkommen. In dem Fall wäre schon zu klären, bei wem die Kinder mitzuversichern sind und ob die private Variante nicht sogar günstiger UND leistungsstärker ist. Außerdem gilt auch hier: Wer richtig plant, findet Tarife, die mit der Familie wachsen.

 

 „Zurück in die GKV geht nicht – das ist mir zu riskant.“

Das stimmt nur teilweise: Einmal privat, ist der Rückweg zwar schwer, aber nicht unmöglich. Das ist auch verständlich, denn wer in jungen Jahren die gesetzliche Krankenversicherung verlässt, sollte sich der Konsequenzen seiner Entscheidung bewusst sein. Denn die GKV ist eine Solidargemeinschaft in der Gesunde die Kranken mitfinanzieren. Sich in jungen Jahren günstig privat zu versichern um im Alter, wenn es naturgemäß mehr Arzttermine braucht, dann in die Solidargemeinschaft zurückzukehren ist einfach kein anständiger Move. Eine private Krankenversicherung ist eine langfristige Entscheidung. Schon allein weil moderne Tarife Alterungsrückstellungen bilden und die kann man nicht in die gesetzliche Absicherung mitnehmen.  

 

Fazit

Beide Systeme haben ihre Stärken – und ihre Herausforderungen. Wenn du jung, gesund und gut organisiert bist, Wert auf Flexibilität und Leistungen über dem Niveau der gesetzlichen Absicherung legst, ist die private Krankenversicherung eine echte Option: mehr Freiheit, bessere Versorgung, weniger Wartezeit.

Aber: Deine Entscheidung sollte auf einer guten Beratung und Verständnis der beiden Systeme basieren. Frag dich selbst:

Wie sieht mein beruflicher Plan in 5–10 Jahren aus?

Bin ich bereit, mich eigenverantwortlich um meine Gesundheitsvorsorge zu kümmern? Oder reicht mir eine verlässliche medizinische Grundversorgung wie bei der GKV? 

Wenn du dir bei der Entscheidung unsicher bist: Hol dir neutrale Beratung – oder sprich mit Leuten, die beide Systeme kennen.

Denn am Ende geht es nicht nur um Geld oder Leistung, sondern um deine Gesundheit.

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