
Fasten: Verzicht mit persönlichem Mehrwert
Jedes Jahr nach Aschermittwoch beginnt sie aufs Neue: die Fastenzeit. Hierzulande sind wir bereits mittendrin, aber auch unabhängig vom christlichen Kalender kann es sich heilsam anfühlen, für eine gewisse Zeit auf bestimmte Dinge zu verzichten. Warum fasten Menschen eigentlich? Und welche Möglichkeiten gibt es? Wir geben einen Überblick.
Religiöses Fasten
Beim Fasten handelt es sich um eine jahrtausendalte Tradition verschiedener Kulturen und Religionen. Je nach Glauben dient sie dazu, durch Verzicht Buße zu tun oder zu trauern und Gott näher zu kommen. In einigen Kulturen soll das Fasten den Körper, den Geist und die Seele reinigen.
Christentum
Die christliche Fastenzeit beginnt am Aschermittwoch und endet an Ostern. Sie dauert 40 Tage, wobei Sonntage nicht zu den Fastentagen zählen. Die Dauer der Fastenzeit geht auf einen Bericht aus der Bibel zurück. Darin wird beschrieben, dass Jesus nach seiner Taufe im Jordan eine 40-tägige Gebets- und Fastenzeit auf sich genommen haben soll. Traditionell verzichten Christen während der Fastentage auf Fleisch. Aber auch andere Annehmlichkeiten wie Süßigkeiten, Sex oder Medien können weggelassen werden.
Judentum
Im Judentum gibt es mehrere Anlässe zu fasten. Der wichtigste ist Jom Kippur, der höchste jüdische Feiertag. Er gilt als ein Tag der Reue, Buße und Umkehr. Er steht am Ende von Rosch Haschana, dem Neujahrsfest, welches an den Bund zwischen Gott und Israel erinnern soll. Auf Rosch Haschana folgen zehn Bußtage, die an Jom Kippur enden. Vom Beginn des Festes am Abend bis zum Ende am nächsten Abend wird 25 Stunden gefastet. Verboten sind in dieser Zeit Essen und Trinken, Sex, Körperpflege und Luxusgegenstände.
Islam
Wichtig im Islam ist der Fastenmonat Ramadan, der neunte Monat im muslimischen Kalender. Er dauert 29 oder 30 Tage. Während dieser Zeit verzichten die Gläubigen auf Essen und Trinken, Rauchen und Sex, bis es draußen dunkel wird. Jeden Tag nach Sonnenuntergang wird das gemeinsame Fastenbrechen zelebriert (Iftar). Oft werden hierbei zuerst einige Datteln verzehrt. Vom Gebot des Fastens ausgenommen sind Kinder, Schwangere, Kranke und Reisende. Beendet wird der Ramadan mit einem dreitägigen Fest. Auf arabisch wird das Fest „EId al Fitr", also „Zuckerfest“ genannt. Die türkische Bezeichnung lautet „ramazan bayram", was „Ramadanfest" bedeutet.
Heilfasten
Beim Heilfasten geht es nicht um eine spirituelle Praxis, sondern um die medizinischen Aspekte eines teilweisen Verzichts auf feste Nahrung. Das Heilfasten hat sich in speziellen Fastenkliniken oder in klinischen Abteilungen für integrative Medizin als klar definierter therapeutischer Ansatz etabliert. Es kann sowohl vorbeugend für Gesunde als auch bei bestimmten Krankheiten wie rheumatoider Arthritis, chronischen Entzündungen oder Erkrankungen des Stoffwechsels sowie des Herz-Kreislauf-Systems sinnvoll sein. Außerdem kann Fasten als Einstieg beziehungsweise „Neustart“ vor einer Ernährungsumstellung durchgeführt werden. Eine solche Kur sollte idealerweise unter ärztlicher Beobachtung erfolgen – am besten von Medizinerinnen und Medizinern, die für die Fastentherapie zertifiziert sind.
Verzicht nur auf bestimmte Lebensmittel
Egal ob mit oder ohne spirituelle Hintergedanken – wer sich in Verzicht üben und neue Gewohnheiten etablieren möchte, kann für eine gewisse Zeit auch nur bestimmte Lebens- und Genussmittel weglassen. Beispiele sind:
- Alkohol
- Fleisch (und eventuell weitere tierische Produkte)
- Zucker/Süßigkeiten
- Fettige und salzige Snacks
- Fast Food
Fasten mal anders: Weitere Dinge, auf die man verzichten kann
Fasten muss sich nicht immer nur auf Lebensmittel beziehen. In unserer westlichen Gesellschaft gibt es jede Menge weitere Genüsse oder Angewohnheiten, auf die man für eine gewisse Zeit verzichten kann.
Medienfasten (Digital Detox)
Beim Digital Detox (abgeleitet aus dem englischen „Detox“ = „Entgiftung“) wird für einen festgelegten Zeitraum auf Medienkonsum verzichtet oder dieser auf ein Minimum heruntergefahren. Das kann sich aufs Smartphone, Laptop und PC beziehen, aber auch auf Fernsehen, Streaming oder sonstige Medien.
Klimafasten
Beim Klimafasten liegt das Ziel darin, im Sinne des Umweltschutzes so wenig CO2 wie möglich zu produzieren. Das kann zum Beispiel dadurch erfolgen, dass man das Auto eine Weile komplett stehenlässt und auf öffentliche Verkehrsmittel umsteigt. Auch Maßnahmen zum Strom sparen, Fleischverzicht oder Vermeiden von Müll sind gut fürs Klima.
Konsumverzicht
Ob Fast Fashion, also Kleidung, bei der beim Kauf bereits einkalkuliert ist, dass sie nicht lange halten wird, technische Geräte oder sonstige Anschaffungen mit fragwürdigem Sinn: Als Konsumgesellschaft erleben wir ein Überangebot an Dingen, die man kaufen kann. Eine Weile darauf zu verzichten und während dieser Zeit mal nur das Nötigste zu besorgen, spart Geld, Zeit und Ressourcen.
Fazit: Worum geht es Ihnen?
Wer ausprobieren möchte, eine Weile auf etwas ganz Bestimmtes zu verzichten, kann das aus ganz unterschiedlichen Motiven tun. Auch für die Umsetzung gibt es verschiedene Möglichkeiten. Ob Fasten, Konsumverzicht oder Medienpause, letztlich ist es eine ganz persönliche Entscheidung.
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Quellen:
https://religion.orf.at/stories/3204638/
https://www.religionen-entdecken.de/lexikon/d/datteln-im-islam
https://www.change-magazin.de/de/zuckerfest-fest-des-fastenbrechens
https://www.dge.de/gesunde-ernaehrung/diaeten-und-fasten/heilfasten/#c1104
https://www.zdf.de/nachrichten/panorama/fasten-alternative-verzicht-100.html