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06.05.2025

Süßungsmittel: Was kann der Zuckerersatz?

Es gibt eine ganze eine Reihe an Inhaltstoffen, mit denen wir unsere Lebensmittel süßer machen können. Ganz vorne mit dabei: Saccharose (Haushaltszucker), Fruktose (Fruchtzucker) oder Glukose (Traubenzucker). Weitere Stoffe, die in der Europäischen Union zum Süßen von Lebensmitteln eingesetzt werden dürfen, sind die sogenannten Süßungsmittel. Man unterscheidet zwischen Süßstoffen und Zuckeraustauschstoffen.

Was sind Süßstoffe?

Süßstoffe aktivieren die Süßrezeptoren auf der Zunge, deshalb schmecken sie für uns süß. Sie haben aber 0 Kilokalorien, das heißt, sie liefern keine Energie. Darüber hinaus haben sie keinen Einfluss auf die Zahngesundheit, fördern also keine Karies.

Süßstoffe kommen mit einer Süßkraft daher, die 30- bis 3.000fach höher als die von Zucker ist. Zu den in der EU zugelassenen Süßstoffen zählen zum Beispiel Saccharin, Acesulfam K und Aspartam. Sie werden vor allem in Light-Erfrischungsgetränken oder als Tafelsüße eingesetzt. Man kennt sie im Alltag als Süßstofftabletten, die bei vielen im Spender auf dem Kaffeetisch stehen.

Fakt oder Mythos: Lösen Süßstoffe Heißhunger aus?

Lange galt die Theorie, dass sich Süßstoffe nicht auf den Blutzucker auswirken. Dem entgegen stand die Vermutung, dass der Körper Insulin ausschüttet, wenn wir Süßstoffe zu uns nehmen, weil er eigentlich Zucker erwartet. So soll nach dem Konsum von Süßstoffen erst recht ein Heißhungergefühl entstehen. Inzwischen gibt es Studien, in denen belegt werden konnte, dass bestimmte Süßstoffe tatsächlich den Blutzuckerspiegel ansteigen lassen können. Der genaue Mechanismus dahinter ist allerdings noch nicht ausreichend erforscht. Außerdem gibt es Hinweise, dass sich Süßstoffe ungünstig auf die Mikroorganismen in unserem Darm, das sogenannte Mikrobiom, auswirken können. Eventuell erklärt das auch den Anstieg des Blutzuckerspiegels. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) gibt allerdings an, dass die aktuelle Studienlage für eine solche Bewertung noch zu lückenhaft ist. Aktuell bestätigt die Mehrheit der Studien keine Gesundheitsbeeinträchtigungen durch Süßstoffe.

Was sind Zuckeraustauschstoffe?

Zuckeraustauschstoffe werden auch als Zuckeralkohole oder mehrwertige Alkohole bezeichnet. Zu den in der EU zugelassenen Zuckeraustauschstoffen gehören Sorbit, Erythrit und Xylit (Birkenzucker). Sie haben nur einen geringen Einfluss auf den Blutzuckerspiegel. Im Gegensatz zu Süßstoffen liefern sie geringe Mengen an Energie (2,4 Kilokalorien pro Gramm). Die Ausnahme bildet Erythrit, welches keine Kalorien hat. Sie fördern auch keine Karies, deshalb sind sie ideal als süße Zusatzstoffe für „zuckerfreie“ Bonbons, Kaugummi und „zahnschonende“ Süßigkeiten. Ein weiteres Einsatzgebiet sind Fertigprodukte. Der Geschmack von Zuckeraustauschstoffen ähnelt eher dem von Haushaltszucker, als das bei Süßstoffen der Fall ist.  

Welche Nebenwirkungen haben Zuckeraustauschstoffe?

Größere Mengen von Zuckeraustauschstoffen können zu Blähungen und Durchfall führen. Deshalb muss auf dem Etikett von Lebensmitteln mit einem Anteil von über 10 Prozent des Gesamtproduktes der Warnhinweis „Kann bei übermäßigem Verzehr abführend wirken“ aufgedruckt sein. Es kann aber sein, dass manche Menschen darauf empfindlicher reagieren als andere. Wenn Sie also nach dem Essen entsprechende Symptome bemerken, lohnt es sich, auf die Inhaltsstoffe zu achten und gegebenenfalls eine Ärztin oder einen Arzt um Rat zu fragen.

Außerdem stehen einige Zuckeraustauschstoffe, zum Beispiel Birkenzucker, unter dem Verdacht, Herzprobleme auszulösen. Für eine abschließende Bewertung sind allerdings noch mehr Daten notwendig.

Exkurs: Welche Süßmacher gibt es noch?

In den Regalen des Lebensmittelhandels findet sich eine Reihe weiterer Produkte, die als Zuckerersatz dienen sollen. Hier einige Beispiele, die in den letzten Jahren einen Trend erfahren haben:

Kokosblütenzucker

Kokosblütenzucker wird aus dem Blütennektar der Kokospalme hergestellt. Geschmacklich erinnert er an Karamell. In den Medien wird er oft als „natürliche Alternative“ zu Haushaltszucker hochstilisiert, dazugehörige Versprechen über gesundheitsfördernde Wirkungen inklusive. Das lässt sich aber wissenschaftlich nicht halten. Kokosblütenzucker besteht genau wie Haushaltszucker aus Saccharose und ist fast genauso süß und kalorienreich. Da er auch einen ähnlichen Einfluss auf den Blutzuckerspiegel hat, ist Kokosblütenzucker nicht für Menschen mit Diabetes mellitus geeignet.

Stevia

Ist ein Lebensmittel „mit Stevia gesüßt“, handelt es sich dabei um einen Extrakt aus den Blättern der Steviapflanze, die Steviolglykoside. Die Pflanze selbst ist in der EU nicht als Lebensmittel erlaubt, darf aber als Zutat in Kräuter- oder Früchtetees verwendet werden. Seit 2011 sind Stevioglykoside in der EU als Süßungsmittel mit bestimmten Höchstmengen erlaubt. Sie sind nicht kariesfördernd, haben keinen Einfluss auf den Blutzuckerspiegel und fast keine Kalorien. Für Verbraucher kann mitunter verwirrend sein, dass Tafelsüßen, die als „Stevia“ bezeichnet werden, gar nicht nur Stevia enthalten. Sie bestehen nämlich nur zu geringen Mengen aus Steviolglykosiden und hauptsächlich aus Erythrit oder Maltodextrin.

Agavendicksaft

Agavendicksaft wird aus den Blättern der Agave, einer mexikanischen Kaktusart, gewonnen und bei der Herstellung bis zur gewünschten Konsistenz sirupartig eingekocht. Er hat etwas weniger Kalorien als Haushaltszucker, ist aber durch seinen hohen Gehalt an Fruchtzucker (Fruktose) süßer. Man benötigt daher weniger Agavendicksaft, um den gleichen süßen Geschmack wie durch Zucker zu erzeugen. Außerdem lässt Fruktose den Blutzucker langsamer ansteigen. Wenn Sie auf größere Mengen an Fruktose empfindlich reagieren, ist allerdings Vorsicht geboten: Verwenden Sie Agavensirup lieber sparsam, sonst drohen möglicherweise Magen- und Darmbeschwerden.

Fazit: Sind Süßungsmittel besser als Zucker?

Durch ihren süßen Geschmack bei gleichzeitig geringem Einfluss auf den menschlichen Organismus, können Süßungsmittel für Menschen mit Diabetes mellitus und/oder Gewichtsproblemen eine sinnvolle Alternative sein. Eine gesündere Alternative zum klassischen Haushaltszucker sind sie aber nicht.

Gesünder wäre es, den Zuckerkonsum zu reduzieren und sich nach und nach daran zu gewöhnen, Lebensmittel zu genießen, auch wenn sie weniger süß schmecken. Dadurch reduziert sich die individuelle Süßschwelle, also wie süß man es gerne mag, und das Verlangen nach zuckerhaltigen Lebensmitteln nimmt langfristig ab. Süßungsmittel wirken diesem Effekt allerdings entgegen, denn durch den süßen Geschmack bleiben wir daran gewöhnt.

Unabhängig davon, wie die Lebensmittel gesüßt sind, ob sie also Süßstoffe, Zuckeraustauschstoffe oder sonstigen Zuckerersatz enthalten: Langfristig ist es gesünder, sie nur in Maßen zu verzehren.

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Quellen:

https://www.stiftung-gesundheitswissen.de/wissen/hypertonie/hintergrund

https://www.lebensmittelklarheit.de/informationen/suesse-zusatzstoffe-zuckeraustauschstoffe-und-suessstoffe

https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/lebensmittel/kennzeichnung-und-inhaltsstoffe/suessungsmittel-was-sind-suessstoffe-und-zuckeraustauschstoffe-81624

https://www.bfr.bund.de/cm/343/suessungsmittel-mehrheit-der-studien-bestaetigt-keine-gesundheitsbeeintraechtigung-allerdings-ist-die-studienlage-unzureichend.pdf

https://www.netdoktor.de/news/suessstoff-treibt-den-blutzucker-hoch/

https://www.dhzc.charite.de/news/neue-studie-der-suessstoff-xylit-ist-mit-erhoehtem-risiko-fuer-herzprobleme-verbunden-147/

https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/lebensmittel/schlankheitsmittel-und-diaeten/kokosblueten-birkenzucker-stevia-co-alternative-suessmacher-im-trend-13370

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