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09.01.2025

ADHS: Wichtige Infos für junge Familien

ADHS – das steht für Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung – ist eine der häufigsten psychischen Entwicklungsstörungen im Kindes- und Jugendalter. Doch die Symptome verschwinden nicht zwangsläufig mit dem Älterwerden: Viele Betroffene kämpfen auch im Erwachsenenalter noch mit den Herausforderungen der Störung.

Für junge Familien ist es wichtig zu verstehen, was hinter ADHS steckt, wie sich die Störung äußert und welche Unterstützung möglich ist – denn eine frühe und richtige Diagnose kann langfristig den Alltag aller Beteiligten erleichtern.

 

Was ist ADHS – und wie zeigt es sich bei Kindern?

ADHS ist keine Modeerscheinung und auch keine Folge „schlechter Erziehung“. Es handelt sich um eine neurobiologische Störung, bei der vor allem die Regulation von Aufmerksamkeit, Impulsivität und Aktivität beeinträchtigt ist. Häufige Anzeichen bei Kindern sind:

  • Hyperaktivität: ein starker Bewegungsdrang, ständiges Zappeln, Herumrennen oder Klettern, selbst in unpassenden Situationen.
  • Impulsivität: vorschnelles Handeln, ohne über Konsequenzen nachzudenken – z. B. dazwischenreden, andere unterbrechen oder plötzlich laut werden.
  • Unaufmerksamkeit: Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren, Dinge zu Ende zu bringen oder bei Aufgaben fokussiert zu bleiben.

Nicht jedes energiegeladene oder verträumte Kind hat ADHS – das gehört zur normalen Entwicklung. Doch wenn die Symptome stark ausgeprägt sind und den Alltag belasten, sollten Eltern genauer hinschauen. Auffällig ist, dass Kinder mit ADHS häufig als "Störenfriede" wahrgenommen werden, obwohl sie sich selbst oft überfordert fühlen.

 

ADS – die „leise“ Form

Vor allem bei Mädchen und stilleren Kindern kann ADHS in einer Variante ohne ausgeprägte Hyperaktivität auftreten: die sogenannte Aufmerksamkeitsdefizitstörung (ADS). Diese Kinder träumen sich häufig weg, wirken unorganisiert, langsam oder vergesslich – und fallen weniger auf als ihre unruhigen Altersgenossen.

Gerade bei dieser Form wird ADHS häufig erst spät oder gar nicht erkannt. Doch auch hier leiden die Kinder oft unter Selbstzweifeln, schulischen Problemen und sozialem Rückzug.

 

ADHS im Erwachsenenalter: Eine oft übersehene Realität

Früher ging man davon aus, dass sich ADHS „auswächst“. Heute weiß man: Bei etwa 40 bis 50 Prozent der Betroffenen bleiben die Symptome bis ins Erwachsenenalter bestehen – wenn auch in veränderter Form.

Erwachsene mit ADHS berichten häufig über:

  • Innere Unruhe, z. B. durch ständiges Gedankenkreisen oder Bewegungsdrang.
  • Konzentrationsprobleme, vor allem bei Routinetätigkeiten oder in reizintensiven Umgebungen.
  • Vergesslichkeit, Schwierigkeiten bei der Selbstorganisation und im Zeitmanagement.
  • Impulsivität, etwa durch unüberlegte Entscheidungen oder emotionale Ausbrüche.

Diese Herausforderungen können sich negativ auf Beruf, Partnerschaft und Elternrolle auswirken – besonders, wenn ADHS unerkannt und unbehandelt bleibt.

 

Warum bekommen mehr Menschen heute eine ADHS-Diagnose?

Die gestiegene Zahl an Diagnosen hat zwei Hauptgründe:

Mehr Bewusstsein: Eltern, Lehrkräfte und Ärzt:innen erkennen die Anzeichen besser – auch bei Mädchen und Erwachsenen.

Gesellschaftlicher Druck: Unsere moderne Welt ist schnell, reizintensiv und stark leistungsorientiert. Gerade Menschen mit ADHS sind hier oft überfordert – oder wirken auffälliger als früher.

Wichtig: ADHS ist keine Ausrede, sondern eine Erklärung. Mit der richtigen Unterstützung können Betroffene sehr wohl ein erfülltes und erfolgreiches Leben führen.

 

Ursachen: Was steckt hinter ADHS?

ADHS ist keine Erziehungsfrage, sondern hat biologische Ursachen. Forschende gehen davon aus, dass ein gestörter Dopamin-Stoffwechsel im Gehirn eine zentrale Rolle spielt. Dopamin hilft dabei, Aufmerksamkeit zu steuern und Reize zu filtern – etwas, das bei ADHS nicht zuverlässig funktioniert.

Mögliche Risikofaktoren sind:

  • Genetische Veranlagung: ADHS tritt familiär gehäuft auf.
  • Belastungen während der Schwangerschaft, wie Rauchen, Alkohol oder Drogen.
  • Frühgeburt oder niedriges Geburtsgewicht.

Auch Umweltfaktoren – etwa Stress, Überforderung oder fehlende Strukturen im Alltag – können die Symptome verschärfen, aber nicht allein auslösen.

 

Behandlung: Was hilft bei ADHS?

ADHS ist nicht heilbar, aber sehr gut behandelbar. Eine wirksame Therapie besteht meist aus mehreren Bausteinen:

  • Psychoedukation: Verstehen, was ADHS bedeutet – für Eltern und Kind.
  • Verhaltenstherapie: Förderung von Selbstregulation, Konfliktlösung und Alltagsstruktur.
  • Medikamente: In schweren Fällen helfen Wirkstoffe wie Methylphenidat, die die Signalverarbeitung im Gehirn verbessern.
  • Elterncoaching: Unterstützung für Mütter und Väter im Umgang mit herausforderndem Verhalten.

Tipp: Je früher die Diagnose gestellt wird, desto besser lässt sich der Alltag gestalten – für das Kind, aber auch für die ganze Familie.

 

ADHS: Nicht nur eine Schwäche

Trotz aller Herausforderungen: Menschen mit ADHS bringen oft besondere Fähigkeiten mit. Sie sind häufig:

  • kreativ und ideenreich
  • intuitiv und empathisch
  • spontan und anpassungsfähig
  • begeisterungsfähig und neugierig

Gerade Kinder mit ADHS können – mit der richtigen Förderung – über sich hinauswachsen. Viele bekannte Persönlichkeiten aus Kunst, Wissenschaft und Sport haben ADHS. Entscheidend ist, die Stärken zu sehen und gezielt zu fördern, statt sich nur auf Schwächen zu konzentrieren.

 

Fazit für junge Familien

ADHS ist eine Herausforderung – aber kein Grund zur Sorge. Wenn Eltern gut informiert sind, auf Warnsignale achten und frühzeitig Unterstützung suchen, lässt sich viel erreichen. Offenheit, Geduld und Verständnis sind die wichtigsten Bausteine auf dem Weg zu einem harmonischen Familienalltag.

 

Quellen:

https://www.adhs.info/fuer-eltern-und-angehoerige/adhs-was-ist-das/

https://www.adhs.info/fuer-erwachsene/adhs-im-jungen-erwachsenenalter/

https://www.aerzteblatt.de/archiv/186552/ADHS-in-Deutschland-Trends-in-Diagnose-und-medikamentoeser-Therapie

https://www.gesundheitsinformation.de/adhs-bei-erwachsenen.html

https://www.gesundheitsinformation.de/aufmerksamkeitsdefizit-und-hyperaktivitaetsstoerung-adhs.html

https://www.hrtoday.ch/de/article/stoerenfriede-und-eigenbroetler-menschen-mit-ads-werden-oft-unterschaetzt

https://www.igads.ch/ads-adhs-pos/

https://www.kinderaerzte-im-netz.at/news-archiv/artikel/news/zappelphilipp-syndrom-bzw-aufmerksamkeits-defizit-hyperaktivitaets-stoerung-adhs-maedchen-zeigen-oft-nicht-die-typischen-anzeichen/

https://www.kinderaerzte-im-netz.de/krankheiten/adhs-aufmerksamkeits-defizit-hyperaktivitaets-stoerung/was-ist-adhs/

https://www.swr.de/swr1/rp/programm/eckart-von-hirschhausen-adhs-reportage-100.html

https://www.zeit.de/gesundheit/2023-10/eckart-von-hirschhausen-adhs-dokumentation

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