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12.09.2025

Migräne: Mehr als nur Kopfschmerzen

Ob drückend oder ziehend, leicht oder stark ausgeprägt: Fast jeder Mensch leidet mal an Kopfschmerzen – die einen öfters, die anderen seltener. Fachleute unterscheiden viele verschiedene Kopfschmerzarten – am häufigsten sind Spannungskopfschmerzen und Migräne. Die Intensität von Spannungskopfschmerzen kann variieren. Doch Migräne spielt noch einmal in einer ganz anderen Liga: die Schmerzen sind schier unerträglich und jede Bewegung, aber auch viele Sinneseindrücke verstärken sie noch. Dazu kommen meist noch Übelkeit, Brechreiz und heftiges Erbrechen.

Wer Glück hat, leidet nur einige Stunden. Bei anderen hält der Migräneanfall über 72 Stunden an. Das sind drei lange Tage, in denen sich die Betroffenen zurückziehen und nicht ansprechbar sind – und auch nicht arbeitsfähig.

Migräne kann heutzutage gut behandelt werden. Doch leider suchen viele Betroffene keine ärztliche Hilfe.

 

Migräne: eine anerkannte Erkrankung

Eins vorweg: Migräne ist keine harmlose Unpässlichkeit, sondern eine ernste und anerkannte neurologische Erkrankung mit echtem Leidensdruck. Sie kann nicht nur das Leben der Betroffenen stark einschränken, sondern verursacht auch einen enormen volkswirtschaftlichen Schaden durch ausgefallene Arbeitsstunden. Denn viele Betroffene sind berufstätig.

Der Kopfschmerz- und Migräne-Tag am 12. September jeden Jahres möchte auf das Leiden aufmerksam machen.

 

Wer leidet an Migräne?

Die Zahlen zu Kopfschmerzen und Migräne schwanken stark. Eine Telefonumfrage des Robert-Koch-Instituts in Deutschland im Jahr 2020 ergab, dass insgesamt

  • 28,4 % der Frauen und
  • 18,0 % der Männer

in den letzten 12 Monaten an Migräne litten. Dabei eingerechnet waren Personen, die alle Kriterien für Migräne erfüllten, sowie diejenigen, auf die nur drei der vier Kriterien zutrafen.

Migräne tritt vorwiegend in der Altersgruppe der 18- bis 50-Jährigen auf und nimmt im Alter ab. Aber auch Kinder können schon von Migräne betroffen sein.

 

Symptome: Wie äußert sich eine Migräne?

Für Migräne typisch sind mäßige bis starke Kopfschmerzen, die überwiegend nur auf einer Seite des Kopfes auftreten. Betroffene lokalisieren sie hinter Stirn, Schläfe oder Auge und beschreiben sie als pulsierend, pochend oder hämmernd. Körperliche Aktivität – oft reichen kleine Bewegungen – verstärkt die Schmerzen, Auf Licht, Geräusche und Gerüche reagieren die meisten Migränebetroffenen ebenfalls empfindlich. Zudem wird Migräne häufig von Übelkeit und Erbrechen begleitet.

Migräne kommt anfallsartig, wobei die einzelnen Anfälle zwischen 4 und 72 Stunden anhalten können. Manche Menschen haben drei oder sogar vier Migräneattacken im Monat.

 

Begleitende Beschwerden: Migräne mit Aura

Bei etlichen Betroffenen kündigt sich ein Migräneanfall durch eine sogenannte Aura an: Sehstörungen wie farbige Lichtblitze oder gezackte Linien, verschwommenes Sehen oder teilweise Ausfälle des Gesichtsfeldes können mögliche Symptome sein. Seltener treten Doppelbilder auf. Daneben kann es aber auch zu Sensibilitätsstörungen kommen, die sich als ein Kribbeln oder durch ein Taubheitsgefühl äußern. Koordinationsstörungen können zu Sprach- oder Bewegungseinschränkungen führen.

In der Regel halten die Symptome einer Aura zwischen 5 und 60 Minuten an. Sie verschwinden meist, bevor der Migräneschmerz einsetzt. In seltenen Fällen bleibt der Schmerz aus; dann sprechen Fachleute von isolierter Aura oder Migräne ohne Kopfschmerzen (französisch Migraine sans migraine).

 

Was ist bei Migräne anders als bei normalen Kopfschmerzen?

Die Ausprägung der Beschwerden hilft Experten, eine Migräne von anderen Arten des Kopfschmerzes zu unterscheiden. So zeichnen sich beispielsweise Spannungskopfschmerzen dadurch aus, dass sie auf beiden Kopfseiten auftreten, bei körperlicher Aktivität nicht stärker werden und es trotzdem meist ermöglichen, den alltäglichen Aktivitäten weiter nachzugehen.

 

Was sind die Ursachen für das „Gewitter im Kopf“?

Bisher ist nicht endgültig geklärt, was genau Migräne verursacht. Eine wichtige Rolle spielt eine angeborene Veränderung in der Reizverarbeitung: Das Migräne-Gehirn steht quasi ständig unter Hochspannung.

Doch wie genau kommt es dadurch zu einem Anfall? Bestimmte Triggerfaktoren (siehe unten) können dazu führen, dass das Gehirn übermäßig aktiviert wird und zu viele Botenstoffe freigesetzt werden. Diese führen zu Übelkeit und Erbrechen. Zudem verursachen sie eine Übererregung von Nervenzellen, die sich wellenförmig ausbreitet, und anschließend wieder gedämpft wird. Das führt zu den Symptomen der Aura.

Als Folge der veränderten Nervenerregung wird die Konzentration der Elektrolyte (wie Magnesium) in und zwischen den Zellen gestört. Obendrein setzt die verstärkte Nerventätigkeit Entzündungsbotenstoffe frei, die die Blutgefäße erweitern und den Blutfluss verstärken. Beides regt Schmerzrezeptoren an.

Generell gilt: Migräne ist nicht heilbar, da die veränderte Reizverarbeitung angeboren ist. Sie kann aber gelindert werden und lässt im Alter nach.

 

Welche Trigger gibt es?

Häufige auslösenden Faktoren für eine Migräneattacke sind:

  • Flüssigkeitsmangel
  • Auslassen einer Mahlzeit (Nährstoffmangel) und stark schwankender Blutzuckerspiegel
  • Stress und seelische Belastungen
  • Überanstrengung, Erschöpfung – aber auch Bewegungsmangel
  • Unregelmäßigkeiten im Schlaf-Wach-Rhythmus oder Tagesablauf, Schlafmangel
  • hormonelle Schwankungen
  • Lärm oder andere starke Sinnesreizungen
  • bestimmte Lebensmittel
  • Wetterumschwung

 

 

Diagnose: Wie wird Migräne festgellt?

Um die Diagnose Migräne zu stützen und Ansatzpunkte für eine Behandlung zu bekommen, bietet es sich an, ein sogenanntes Kopfschmerztagebuch zu führen. Das funktioniert auch digital über die kostenlose Migräne-App der Schmerzklinik Kiel. Darin wird vermerkt,

  • wann und wie lange die Kopfschmerzen auftraten,
  • ob es Begleiterscheinungen wie Übelkeit oder Vorboten gab,
  • ob und wenn ja, welche Medikamente eingenommenen wurden, und
  • ob diese gewirkt haben.

Wenn mehr als fünfmal Schmerzattacken mit den typischen Beschwerden aufgetreten sind. Gelten die Kopfschmerzen als Migräne.

Die Therapie der Migräne basiert auf zwei Säulen: Die Behandlung des akuten Anfalls und die Vorbeugung von Attacken.

 

Therapie: Wie lässt sich Migräne lindern?

Bei der Akuttherapie der Migräne ist es das Ziel, möglichst rasch die Schmerzattacke sowie Übelkeit und Erbrechen zu beenden. Um die Schmerzen zu lindern oder auszuschalten, greifen die meisten Migränebetroffenen zuerst zu rezeptfreien Schmerzmitteln wie beispielsweise Acetylsalicylsäure (ASS) oder Ibuprofen. Gegen die Übelkeit gibt es ebenfalls Medikamente (Antiemetika), die idealerweise kurz vor den Schmerzmitteln eingenommen werden. Werden beide Präparate schon zu Beginn der Migräneattacke eingesetzt, wirken sie oft besser.

Neben den klassischen Schmerzmitteln kommen auch spezielle Wirkstoffe wie die Triptane infrage. Sie sollten erst nach der Aura und kurz vor oder zu Beginn der Kopfschmerzphase eingenommen werden. Möglich ist es, Triptane mit klassischen Schmerzmitteln zu kombinieren, damit die Wirkung länger anhält und der Wiederkehrkopfschmerz vermieden wird.

 

Am besten ärztlichen Rat einholen

Auch wenn (niedrig dosierte) Schmerzmittel und auch manche Triptane rezeptfrei erhältlich sind, empfiehlt es sich, bei Migräne ärztlichen Rat einzuholen. Zumal die Akutmedikation nicht länger als drei Tage am Stück eingenommen werden sollte – und an weniger als 10 Tagen im Monat, um einem Medikamenten-Übergebrauchs-Kopf-Schmerz (MÜK) vorzubeugen. Neben Hausarzt beziehungsweise -ärztin können Neurologen und Neurologinnen oder Schmerztherapeuten und -therapeutinnen helfen.

 

Vorbeugende Maßnahmen bei Migräne

Zur Vorbeugung eines Migräneanfalls kommen medikamentöse und nichtmedikamentöse Maßnahmen zum Einsatz. Die Medikamente stammen aus ganz verschiedenen Substanzklassen und sind verschreibungspflichtig. Dazu gehören beispielsweise bestimmte Mittel gegen Bluthochdruck (Betablocker) oder gegen Depression (Antidepressiva).

Nichtmedikamentöse Maßnahmen umfassen:

  • Vermeiden bekannter Triggerfaktoren
  • Tagesabläufe mit regelmäßigen Schlafens- und Essenszeiten
  • das Vermeiden von zu schnellen, zu vielen und zu plötzlichen Sinneseindrücken
  • ausreichend Ruhe- und Entspannungszeiten
  • Entspannungsmethoden wie beispielsweise autogenes Training und Progressive Muskelentspannung nach Jacobson
  • leichter Ausdauersport (an der frischen Luft) wie Spazierengehen, Joggen, Radfahren oder Schwimmen
  • Verzehr komplexer Kohlenhydrate, der ausreichend Brennstoff für das Gehirn liefert

Hilfreich sein kann auch eine kognitive Verhaltenstherapie, die die Sichtweise auf die Erkrankung und den Umgang mit ihr verändert.

 

 

INTER Gesundheitsservice: Wir sind für Sie da!

Damit Ihnen die vielfältigen Angebote und Informationen für einen gesunden Lebensstil keine Kopfschmerzen bereiten, können Sie sich im INTER Gesundheitsservice informieren. Hier finden Sie vielfältige Gesundheitsprogramme und Kooperationen – angepasst an Ihre individuellen Bedürfnisse.
Im Bereich der Versicherungen bietet Ihnen die INTER Versicherungsgruppe ebenfalls passend auf Sie zugeschnittene Policen an.

 

 

Quellen:

https://schmerzklinik.de/migraene-fuer-eilige-kurz-erklaert/

https://schmerzklinik.de/service-fuer-patienten/migraene-wissen/

https://www.gesundheitsinformation.de/migraene.html

https://www.gesundheitsinformation.de/migraenevorbeugung-fuer-erwachsene.html

https://www.gesundheitsinformation.de/wie-unterscheiden-sich-verschiedene-kopfschmerzformen_3603.html

https://www.netdoktor.de/krankheiten/migraene/migraene-mit-aura/

https://www.netdoktor.de/krankheiten/migraene/was-hilft-gegen-migraene/

https://www.pharmazeutische-zeitung.de/schmerzattacken-im-griff-151297/

https://www.rki.de/DE/Aktuelles/Publikationen/Journal-of-Health-Monitoring/GBEDownloadsJ/JoHM_S6_2020_Migraene_Spannungskopfschmerz.pdf?__blob=publicationFile&v=2

https://www.vivantes.de/blog/medizinwissen/migraene-mit-aura-ausloeser

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